Mittwoch, 16. April 2014

Haitianische Beerdigung


Einer unser Hausmeister kam vor einigen Tagen mit  ganz trauriger Mine auf uns zu und sagte mit eindeutiger Handbewegung, “Schwester gestorben“…. konnten uns  leider  nicht mehr mit ihm verständigen (kreol) und  so brachten wir nur noch  aus ihm heraus, de pitit gason (kreol), dass sie 2 kleine  Söhne hat.

An  Beerdigung nimmt man wie auch bei uns teil,  um seine Anteilnahme auszudrücken.

Um 3h sollte es los gehen,  ich fragte haitische Zeit oder German time,  bekam nur ein Lachen als  Antwort. So eine Frage natürlich, haitianische Zeit. So ging es dann,  diesmal nur 20 Min. später als verabredet, los.

Vor dem Tor, Ca-Ira downtown (geschätzte Einwohnerzahl hundert Familien)kamen noch einige weitere Mitarbeiter aus dem Orphelina (Waisenheim), die im Dorf wohnen, angerannt, genau „pünktlich?“ 25 Min nun inzwischen später, weitere Mitfahrerinnen kamen auch,  wie als ob die Verspätung  genau abgesprochen wäre zu den verabredeten Treffpunkten,  jeweils  noch weitere 5 Min. später.  Keiner musste warten, nur ich  hatte warten müssen. Irgendwie habe ich es mit den Uhrzeiten  noch immer nicht  so richtig  raus und warte  halt….

In Leogane  angekommen,  gingen wir in eine  der vielen halbfertigen Beton- Kirchen zum Gottesdienst.

 Im hinteren Teil der Kirche lag ein Teppich auf dem  rohen Betonboden , in einem  weißen  mit Blumen geschmückten Sarg ,  mit einem offenen Teil  des Deckels, lag Totos Schwester Rosanna friedlich und sehr schön zurechtgemacht, wie schlafend  da. Die Familie um sie versammelt, damit sie und  die Gottesdienstbesucher Abschied nehmen können.

Für alle wirklich  eine Zeit Abschied nehmen zu können. Auch für mich  als Fremde, die die Tote nicht kannte,  war es so viel eindrücklicher u. besser zu  begreifen, um wen hier getrauert wird.  Mir hat es gefallen, denn ich empfinde es wie auch schon in anderen Ländern erlebt, als  sehr hilfreich.

Im  kargen, halbfertigen Raum war  klassische Musik, die ein junger Mann auf seinem Recorder ertönen ließ, zu hören, die  dem  Ganzen eine feierliche Atmosphäre  verlieh.

Einer unserer Lehrer aus der Schule bat mich, Bilder von der Toten und der Familie zu machen. Rosanna alleine, und mit der gesamten Familie um sie versammelt. Wenn man genug Geld hat bestellt  man einen Fotografen der Bilder macht und von der gesamten Trauerfeier  ein Video anfertigt.

Zwei“ Pasteurs“  waren an der Predigt beteiligt.

Am Beginn des Gottesdienstes fing eine  weitere Schwester Totos an, sehr lautstark zu klagen und vor Verzweiflung die Arme emporzustrecken. All ihren  Kummer zu Gott zu schreien,  sicherlich gut und   befreiend.  Der  Pfarrer sagte aber mahnend  zwei Mal „silance“.  Jemand setzte sich zu ihr und sie wurde etwas ruhiger …. der Gottesdienst konnte weitergehen.

Am Ende des Gottesdienstes klagten dann auch noch zwei weitere Frauen sehr lautstark ihr Leid und eine junge Frau  die am Boden lag, wälzte sich verzweifelt hin und her.

Wir liefen dann alle hinter dem Sarg durch Leogane zum Friedhof, bei glühender Hitze.

Bei einer anderen Beerdigung war eine große Blaskapelle vor dem Sarg hergelaufen und die Trauernden  liefen im Tanzschritt hinterher. Je nachdem ob man das nötige Geld dafür zusammen bekommt. Üblich  ist, dass alle  finanziell mithelfen.

Leider konnte ich nicht mehr miterleben, wie es auf dem Friedhof weiterging, denn unser Chauffeur wartete schon auf uns, um uns nach Hause zu bringen.

Später kam Toto dann bei uns vorbei und bedankte sich sehr herzlich, dass ich an der Beerdigung teilgenommen habe und ob er denn auch einige Bilder bekommen könnte.

 

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